Die Blumensprache

Das Rosen als Symbol der Liebe gelten, ist vielen bekannt.

Das nahezu alle Blumen eine Bedeutung haben, wissen nur wenige.

Wie einzelne Blumen im Laufe der Jahrhunderte ihre Bedeutung erhielten, lässt sich oft nur noch schwer nachvollziehen. Von Zeit zu Zeit können sich Ansehen und Bedeutung von Blumen sogar ändern, wie etwa bei der Nelke.

Viele Blumen und Pflanzen haben ihre Symbolik ihrem Aussehen zu verdanken. Das hoch gewachsene, schlanke Pflanzen häufig "Stolz" zum Ausdruck bringen ist ebenso wenig verwunderlich wie die Tatsache, dass die stacheligen Disteln nicht für Herzlichkeit stehen können. Weitere Bedeutungszusammenhänge ergeben sich auch aus den charakteristischen Farben der Blumen, welche diese mit einer bestimmten Bedeutung (z.B. weiß = Reinheit) aufladen.

„Etwas durch die Blume sagen" ist eine Redewendung, die seit dem 16. Jahrhundert belegt ist. Vermutlich bezieht sich diese Redewendung auf die Blumensprache, nach der jeder Blume eine bestimmte Bedeutung oder Aussage zukommt.

Den Gegensatz dazu stellt der Ausdruck „unverblümt" dar. Wer etwas unverblümt sagt, äußert sich offen, geradeheraus und ohne Rücksichtnahme.
Eine verbreitete Redensart ist auch „Vielen Dank für die Blumen". Das ist aber in diesem Zusammenhang kein Dank für einen erhaltenen Blumenstrauß, sondern bedeutet, dass man eine versteckt oder aber sehr offen geäußerte Kritik verstanden hat.

Die Blumensprache ist ein Verständigungsmittel, vor allem unter Liebenden, sich mit Hilfe von Blumen oder Blumensträußen ohne Worte, Gefühle, Wünsche oder Bitten, mitzuteilen.

In der Zeit der Romantik war der Ausdruck „Lasst Blumen sprechen" der Code für das, was man sagen oder fragen wollte, aber nicht auszusprechen wagte. Die Ursprünge der Kunst, mit einer klugen Auswahl von Blüten eine unausgesprochene Herzensbotschaft zu übermitteln, sind nicht genau bekannt.

Vermutlich kam diese Kunst aus dem Orient. Lady Mary Wortley Montagu reiste zu Beginn des 18. Jahrhunderts in den - damals „in Mode" kommenden - Orient. Dort erlangte sie als Frau Zutritt in Harems, wo sie die Kommunikation durch Blüten entdeckte. Darüber berichtete sie in ihren „Briefen aus dem Orient" (Letters written during their travels London 1763).

Heute nimmt man an, dass die Blumensprache somit nach Europa gelangte und diese Veröffentlichung die neue Mode der Kommunikation mit Blumen ausgelöst hat.

Zuvor wurden Blumen in Europa zwar bereits als Zeichen der Liebe geschenkt, doch nun gewannen die Blumensträuße eine nie geahnte Verfeinerung. Mit Hilfe dieser Sprache konnte man präzise kommunizieren, vorausgesetzt beide Parteien waren dieser Blumensprache mächtig. So konnten nicht nur intime Gefühle und Erwartungen geäußert, sondern sogar auch Treffpunkte und Uhrzeiten vereinbart werden, ohne dass es die Umwelt mitbekam. Geheime Geständnisse, Klagen, Wünsche, Herzensangelegenheiten und Bitten konnten in den Blumensträußen mitgeteilt werden.

Für Liebende zu dieser Zeit ein echter Gewinn, denn das biedere, gesellschaftliche Umfeld erlaubte keine öffentlichen Flirts. Alles musste im Verborgenen geschehen. Daher kommunizierte man dezent über Blumen. Die Botschaft ergab sich vor allem aus der Art der gewählten Blumen, aber auch aus der Weise wie sie aufbereitet und präsentiert wurden. Bei einer Rose konnte man beispielsweise Dornen und Blätter entfernen, um die Aussage zu variieren. Wer die Blumensprache beherrschte, konnte seine(n) Liebste(n) auch ganz ohne Worte überzeugen.

Die Blumensprache war eine Sprache, die ganz ohne Vokabeln auskam und viel mehr aussagen konnte als unzählige Worte.

Ein Standardwörterbuch der Blumensprache hat es allerdings nie gegeben.

Auch große Dichter und Maler ließen sich von dieser Blumensprache inspirieren und nutzten die Bedeutung der Blumen in ihren Werken.

Und noch heute sind Blumen

„Die schönste Sprache der Welt".

Mit den richtigen Blumen lässt sich so manches ausdrücken, was Worte nur schwer fassen können. Vielleicht soll die Botschaft auch dezent ausfallen und Raum für Interpretation lassen? Mit Blumen ist das möglich. Und davon abgesehen ist ein duftender Blumenstrauß doch ein wesentlich schöneres Kommunikationsmittel als eine nüchterne SMS oder eine E-Mail. Es kommt schließlich nicht nur auf den Inhalt der Botschaft an, sondern auch auf die Art der Übermittlung.

Für den Fall, dass dem Empfänger beim Interpretieren der Blumen-Bedeutung auf die Sprünge geholfen werden muss, kann man die Blumengrüße auch mit einem persönlichen Grußtext zustellen lassen.

In unserer Zeit ist das Wissen um die Bedeutung der Blumen vielerorts verloren gegangen. Die Frische der Blumen, eine schnelle Zustellung und die Schönheit des Straußes als Geschenk haben Vorrang vor der Symbolik der einzelnen Blüten, die nur noch in wenigen Fällen eine Rolle spielen. Wer aber einen schönen Strauß oder auch nur eine einzelne Blume geschenkt bekommt, kann trotzdem versuchen, die darin eventuell enthaltene Botschaft zu entschlüsseln. Die Mitteilung wird wahrscheinlich weniger detailreich sein, als es die präzise Blumensprache im 18. Jahrhundert erlaubte, aber vielleicht passt die eine oder andere Blume doch zur jeweiligen Person oder zur momentanen Situation.
Oftmals wird auch der beiliegenden Grußkarte an einem Strauß mehr Aufmerksamkeit als der floralen Bedeutung gewidmet, doch manchmal ist für den Empfänger auch schon beim ersten Blick auf einen Blumenstrauß zu erkennen, welcher Anlass sich hinter dem blumigen Präsent verbirgt und welche Botschaft damit übermittelt werden soll.

Deshalb:  Sag’s mit Blumen!